Ioan Nemtoi

September 2014

Glas ist hart. Glas ist glatt. Glas ist warm. Glas ist kalt. Glas klingt. Glas zerbricht. Wer hat Angst vor Glas? Nemtoi nimmt den fragilsten aller Werkstoffe und transformiert ihn in opulente, gewaltige Kunstwerke. Die dabei transportierte Dichotomie zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke soll auf eindrucksvolle Weise wieder an das Mysterium in der Welt erinnern, das sich so oft hinter der Maske des Banalen zu verstecken versucht. Diesen Dualismus zwischen Geheimnisvollem und Alltäglichem formuliert der Künstler durch Material- und Farbwahl deutlich aus. In alarmierenden Rot- und Blautönen hebt er mahnend den Zeigefinger gegen eine Kultur der Verblendung, deren Blick für das Rätselhafte getrübt ist. Denn nichts ist stets so, wie es scheint: hinter der grazilsten Form, versteckt sich gern die kraftvollste Aussage, der sanfteste Gedanke maskiert sich immer wieder mit der reißerischsten Larve. All das soll jedoch nicht dazu verführen, die Welt als die Summe ihrer Antagonismen zu verstehen. Vielmehr geht es Nemtoi darum an eine Gegenwart zu erinnern, in der immer alle Möglichkeiten mitgedacht werden wollen. Nur so kann sich das Leben in seiner ganzen Pracht zeigen – wovor sich niemand fürchten muss.

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