Nicolae Fleissig

Juli 2014

Stein und Holz sind so alt wie die Erde. Sie sind Zeugen einer Zeit, in der die Welt noch wartete und schlief. Sie haben jedes Menschenalter überdauert und in jeder Stunde ein Geheimnis konserviert, das immer schon seine eigene Zukunft in sich getragen hat. Und mit jedem Atemzug legt der Künstler Nicolae Fleissig eine andere Schicht dieses Geheimnisses frei.

Die Beziehung des Bildhauers zu seinem Werkstoff ist vielleicht gerade deshalb von einer unvergleichbaren Innigkeit, die sich letztendlich auch in einer Sprache ausdrücken muss, die allen Zeitaltern dieses Geheimnisses gerecht werden kann. Viele seiner Arbeiten nehmen dabei fast schon einen hypermodernen Ton an, wenn sie sich als quadratähnliche Matrizen chiffrieren und in zweifärbigen Erhebungen kodierte Daten binär darzustellen scheinen. Dabei erinnern sie beinahe an die weiterentwickelte, dreidimensionale Form eines Codes, der den modernen Alltag prägt. In jedem Fall stellt sich die Thematik des Rätselhaften stets in das tatsächliche Zentrum der Arbeiten des Bildhauers.

Seine Werke thematisieren Mysterien, die um ein großes Rätsel kreisen, ohne dabei Befremdlichkeit zu erzeugen, obwohl der tiefe erste Blick in ein zahnbesetztes Maul gerne auch Unbehagen erzeugen möchte. Doch dann versteht sich, dass auch Unannehmlichkeit ein Teil dieser Welt ist und immer schon war, vor allem ist sie ein Teil jedes Betrachtenden. Diese Ehrlichkeit ist eine Einladung an Geist und Seele zu verweilen. Sie dürfen sich verstecken, Refugium finden, zwischen den Zähnen und Speeren inne halten, sie dürfen sich zerstreuen, vor allem aber dürfen sie bleiben, in den kleinen Höhlen und Gängen.

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