Oktober 2013
Von der Linie zum Quadrat, zum Dreieck, zum Kreis. Jede Form und jede Farbe, so scheint es, hat ihren einzigartigen, individuellen und immer schon vorherbestimmten Platz im Universum Silviu Oravitzans. Dieses Universum entlarvt sich gerne als Chiffre unserer Welt, um seine eigene Komplexität zu verdeutlichen, um klar zu machen was beiden gemein ist. Es zeigt sich, was oft wie eine dunkle, trübe Erinnerung in die verstaubteste Ecke des Gedächtnisses zurückgedrängt wurde; ein Gedanke der sich doch nicht entsorgen lässt. Oravitzan macht ihn zu seinem Leitmotiv: durchdrungen von der Ur-Frage des Menschen nach dem Anfang und dem Ende, multipliziert der Künstler in unerschöpflichen, endlos wirkenden Metamorphosen die Grundformel jeder menschlichen Existenz: „Woher kommen wir?“ „Wohin gehen wir?“. Alpha und Omega werden immer wieder neu, immer wieder anders inszeniert und durchdekliniert, jedoch vollkommen wertfrei und ohne jemals auch nur die Mutmaßung einer universellen, allgemein gültigen Antwort frei zu geben.
Allein diese Formlogik ist es, die das Kunstwerk Silviu Oravitzans zeitlos und anziehend macht, ohne Betrachterin und Betrachter in einer Ohnmacht sich selbst zu überlassen. Vielleicht ist es gerade die Sprache des Künstlers, die eine Antwort auf das zeitenthobene, uralte „Woher?“ und „Wohin?“ erst möglich macht; denn nichts scheint so unvergänglich, so ewig wie die Linie, das Quadrat, das Dreieck, der Kreis.