Róbert Pál Köteles

Februar 2018

Von schrägen Linien und geraden Wahrheiten

In einer Welt, in der sich der Mensch selbst auf zwei Prämissen reduziert hat, nämlich Vernetzen und Exponieren, macht sich Robert Köteles auf die Suche nach einer Wahrheit, die abseits einer überbordenden Bilderflut existenzbegründender Selbstdarstellung zu finden ist: eine Wahrheit fernab visueller Reizüberflutung, die ihren Gehalt durch das universelle Heilsversprechen neuer Medien verwirklicht sieht. Diese unvermeidbare, immerwährende Konfrontation mit dem Körperlichen innerhalb einer Lebensrealität verhandelt der Künstler zum einen in der Negation und zum anderen in einer völligen Lösung von eben diesen zeitlichen Dingen, wenn er das Figurative in seinen Werken abwesend macht. – Was sehen wir also? Zuallererst sehen wir die Linie. Wir beobachten, wie immer wieder mit einer fast obsessiven Akribie, die immer eine Linie, die immer andere kreuzt. Aus den Kreuzungen wachsen Rhomben, die Rhomben weben sich ein in ein Netz, das Netz erzeugt eine Struktur, die Struktur formt die Fläche und gemeinsam halten sie – fest verknotet – Leinwand und Realität stabil. Folgen wir der Linie schließlich bis zu ihrem äußersten Punkt, wird die Plastizität des Farbauftrages augenscheinlich: es wird nach und nach undeutlicher, was Bedingung und was Verankerung ist; unmöglich Ursache und Wirkung zu identifizieren. Technik und Form überlagern einander durch ihre strukturellen Eigenschaften und werden deshalb auch gleichzeitig aktiv. Das erzeugt Lebendigkeit, ohne dabei Lebendiges ausstellen zu müssen. Die Linie genügt. So gelingt es ihm alles zu sagen und dabei nur eines zu wollen: eine Wahrheit entlang der Linie, die besteht lange bevor ein Netz gewirkt ist und auch noch währt, lange nachdem es sich aufgelöst hat… .

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